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Polizei Einstellungstest Live Webinar am 20.10.2022 ab 17:00 Uhr
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Interkulturelle Kompetenz in der Polizei

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Was bedeutet interkulturelle Kompetenz? (Definition)

Für interkulturelle Kompetenz gibt es nicht die „eine Definition“, wie du es sicherlich von anderen „Fachbegriffen“ kennst.

Die Begrifflichkeit „interkulturelle Kompetenz“ wurde im politischen Diskurs über Integration geformt. In der Folge hiervon gibt es in unterschiedlichen Gesetzen der einzelnen Bundesländer auch unterschiedliche Definitionen. Allerdings sind die Unterschiede eher sprachlicher Art, als inhaltlicher Art.

Beispiel aus NRW:

§ 4 des „Gesetzes zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration in Nordrhein-Westfalen“ vom 24. Februar 2012

„Interkulturelle Kompetenz im Sinne dieses Gesetzes umfasst 1. die Fähigkeit, insbesondere in beruflichen Situationen mit Menschen mit und ohne Migrationshintergrund erfolgreich und zur gegenseitigen Zufriedenheit agieren zu können, 2. die Fähigkeit bei Vorhaben, Maßnahmen, Programmen etc. die verschiedenen Auswirkungen auf Menschen mit und ohne Migrationshintergrund beurteilen und entsprechend handeln zu können sowie 3. die Fähigkeit, die durch Diskriminierung und Ausgrenzung entstehenden integrationshemmenden Auswirkungen zu erkennen und zu überwinden.“

Beispiel aus Berlin:

§ 4 Absatz 3 des Partizipations- und Integrationsgesetz vom 15. Dezember 2010

„Interkulturelle Kompetenz ist eine auf Kenntnissen über kulturell geprägte Regeln, Normen, Wertehaltungen und Symbole beruhende Form der fachlichen und sozialen Kompetenz. Der Erwerb von und die Weiterbildung in interkultureller Kompetenz sind für alle Beschäftigten durch Fortbildungsangebote und Qualifizierungsmaßnahmen sicherzustellen. Die interkulturelle Kompetenz soll bei der Beurteilung der Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung im Rahmen von Einstellungen und Aufstiegen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst grundsätzlich berücksichtigt werden.“

Neben diesen beiden Beispielen für Definitionen aus Gesetzen, finden wir, dass es für das Verständnis am einfachsten ist, wenn man die Begrifflichkeit in ihre Bestandteile „Inter“, „Kultur“ und „Kompetenz“ unterteilt. „Inter“ ist ein Wort aus dem Lateinischen und bedeutet „Zwischen“ und beschreibt eine Art Prozess. Als Abgrenzungsbeispiel zu „Multi“ aus dem Lateinischen, was „viel“ oder „zahlreich“ bedeutet und damit eine Art Status beschreibt.

„Kultur“ ist eine Begrifflichkeit hinter der sich weit mehr als nur eine nationale oder ethnische Herkunft verbirgt. „Kultur“ beschreibt ganzheitliche „Lebenswelten“, welche von Menschen durch ihr Handeln geschaffen und ständig neu erfunden werden. „Kultur“ unterliegt daher ständigen Entwicklungen. „Kultur“ wird durch sichtbare (z.B. Kleidung, Sprache, …) und unsichtbare Merkmale (z.B. Religion, Bildung, …) geprägt.

„Kompetenz“ bedeutet so viel wie Handlungsvermögen, also die Entwicklung eines subjektiven Potentials zum selbständigen Handeln in unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen. „Kompetenz“ in einem Bereich zu besitzen, bedeutet weit mehr als nur „Wissen“ zu besitzen oder zu erlangen. Vielmehr geht es auch um die Bereitschaft zur Reflexion. „Kompetenz“ bedeutet sich mit Bekanntem und Neuen auseinanderzusetzen und die persönlichen Maßstäbe immer wieder zu erweitern.

Die Entwicklung der Gesellschaft

Die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland unterliegt einem Wandel. In Zukunft wird die Bevölkerung weniger, bunter und älter.

Wir werden weniger: Laut statistischem Bundesamt wird Deutschland im Jahr 2060 nur noch ca. 70 Millionen Einwohner haben. Im Vergleich dazu sind es heute rund 82,5 Millionen Einwohner. Derzeit bekommen 100 Frauen 136 Kinder. Jedoch müssten 100 Frauen, um die heutige Bevölkerung aufrecht zu erhalten, 208 Kinder bekommen. Rechnerisch eine nicht unerhebliche Abweichung die den Bevölkerungsrückgang erklärt. Das Durchschnittsalter junger Mütter ist in den letzten Jahren angestiegen und liegt derzeit bei ca. 30 Jahren. Wissenschaftler prognostizieren, dass das Durchschnittsalter in ca. 10 Jahren bei ca. 35 Jahren liegen wird. Im Vergleich zu anderen Nationen haben wir in Deutschland einen sehr hohen Bildungsstand. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass Kinderlosigkeit mit dem Bildungsstand wächst.

Wir werden bunter: Im Jahr 2050 werden die Deutschen kulturell eine Minderheit in der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland sein. Die Mehrheit der Menschen unter 50 Jahren wird im Jahr 2050 eine Zuwanderungsgeschichte haben. Bereits heute hat nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung in Deutschland etwa jede fünfte Person einen Migrationshintergrund. Etwa ein Drittel der Personen mit Migrationshintergrund sind in Deutschland geboren, während etwa zwei Drittel selbst eingewandert sind. Der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund aller Kinder unter fünf Jahren liegt im Bundesdurschnitt bei fast 40 %. Der Bevölkerungsteil mit Migrationshintergrund setzt sich aus Menschen mit über 160 verschiedenen Staatsangehörigkeiten zusammen. Etwa ein Drittel stammt aus Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, ein  weiteres Drittel stammt aus anderen Staaten Europas und das verbleibende Drittel setzt sich aus Menschen aller anderen Staaten (und Kontinente) zusammen.

Wir werden älter:  Durch immer höhere Lebenserwartungen in der Bevölkerung und gleichzeitig rückläufiger Geburtenraten, steigt der Anteil älterer Menschen gegenüber dem Anteil jüngerer Menschen. Der Anteil der unter 20-Jährigen wird zwischen 2011 und 2060 von 18,2 auf 15,7 Prozent zurückgehen, der Anteil der Personen, die 60 Jahre oder älter sind, wird hingegen von 26,6 auf 39,2 Prozent anwachsen. Deutschland wird voraussichtlich 2035 die zweitälteste Bevölkerung (nach Japan) der Welt haben.

Bedeutung von interkultureller Kompetenz bei der Polizei / im Polizeiberuf

Eine bürgernahe Polizeiarbeit ist das Ziel der deutschen Länderpolizeien und der Bundespolizei. Dieses Ziel resultiert sowohl aus dem politischen Auftrag, als auch aus der Selbstwahrnehmung heraus.

Die Kernaufgaben der Polizei – Prävention (Gefahrenabwehr) und Repression (Strafverfolgung) – sollen bürgernah erfolgen. Bürgernähe erfordert von Polizeibeamten ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Sich auf jeden einzelnen, auch noch so unterschiedlichen Bürger, einzulassen und angemessen zu reagieren, um professionell zu handeln, stellt im täglichen Dienst eine Herausforderung dar.

Damit du als Polizist dieser Herausforderung gewachsen bist, solltest du als Schlüsselqualifikation ein hohes Maß an „Sozialer Kompetenz“ mitbringen.  Auf Grund des dargelegten derzeitigen und zukünftigen gesellschaftlichen Wandels, ist die „Interkulturelle Kompetenz“ eine weitere unabdingbare Schlüsselqualifikation für Polizeibeamte.

Der gesellschaftliche Wandel bringt mit sich, dass du als Polizeibeamter mit Migranten und Ausländern zunehmend häufiger beruflich in Kontakt kommen wirst. Vor einigen Jahren noch, war dies in vorrangig in Großstädten und Ballungsgebieten der Fall.

Entwicklung innerhalb der Polizei

Im Jahr 2000 war der Anteil an Ausländern und Migranten bei der Polizei verschwindet gering. In fast allen Bundesländern lag ihr Anteil an der Gesamtstärke innerhalb der Polizei bei unter 1% (teilweise bei unter 0,1 %). Seit einigen Jahren ist es erklärtes Ziel vieler Bundesländer, künftig mehr Ausländer und Migranten im Polizeidienst zu beschäftigen. Die Sprachkenntnisse und die Vertrautheit mit fremden Kulturen der ausländischen Beamten sollen als Vorteile genutzt werden.

Bei den Neueinstellungen gibt es immer mehr Polizeibeamte mit Migrationshintergrund. In manchen Werbekampagnen der Länderpolizeien wird auch gezielt um Bewerber mit Migrationshintergrund geworben. So wie es große Unterschiede bezüglich der Bevölkerungsanteile mit Migrationshintergrund in den einzelnen Bundesländern gibt, gibt es diese auch innerhalb der Polizei. Besonders viele neueingestellte Beamte mit Migrationshintergrund gab es zuletzt mit 29,2 % in Berlin, während es in Mecklenburg-Vorpommern dagegen lediglich1,8 Prozent waren. In fast allen Bundesländern steigt ihr Anteil an der Gesamtzahl der Beamten, wenn auch oft nur langsam. Bei Polizeieinsätzen mit ausländischen Beteiligten sollen diese Beamten die Verständigung verbessern und die Situation entspannen.

Interkulturelles Wissen beim Einstellungstest

Beim Einstellungstest werden die Prüfer auch versuchen durch persönlichen Fragen deine sozialen Kompetenzen und deine interkulturellen Kompetenzen einzuschätzen. Du brauchst keine Angst haben vor Fragen inhaltlicher Art hinsichtlich bestimmter Kulturen oder Religionen. Solche können in einigen Bundesländern zwar in dem PC-Test im Bereich der Fragen zur Allgemeinbildung vorkommen, jedoch sind diese eher allgemeiner Art und gehen nicht ins Detail. Deine Schulbildung und deine Lebenserfahrung sollten ausreichen, um diese Fragen beantworten zu können.

Du solltest jedoch wissen und verstanden haben, dass es mögliche kulturelle Interaktionsmuster und Kulturstandards gibt, welche auf Grund einer sich kulturell wandelnden Gesellschaft für dich als Polizist in Zukunft von Bedeutung sein werden.

Tipps für deinen Einstellungstest

Tipps

Tipp 1

„Von dir als Polizist wird erwartet, dass du offen, ohne Vorurteile und selbstbewusst auf fremde Personen zugehst.“ – Diesen Satz solltest du dir gut einprägen und während der persönlichen Testteile (Rollenspiele, Gruppenaufgaben, Vorstellungsgespräch) immer wieder ins Bewusstsein rufen.

Tipp 2

Überlege dir im Zuge deiner Vorbereitung schon einige persönliche Beispiele, für deine Erfahrungen mit anderen Kulturen, welche deine kulturellen Kompetenzen hervorheben. Hast du Freunde mit Migrationshintergrund und was hast du mit diesem vielleicht schon erlebt? Du hast selbst einen Migrationshintergrund – vor welchen Schwierigkeiten hast du bereits auf Grund dessen gestanden und wie bist du damit umgegangen? Vielleicht hast du einen Auslandsaufenthalt/Auslandsjahr während deiner Schulzeit absolviert- wie hat dies deine Bild auf Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund verändert und wie wurdest du mit deinem anderen kulturellen Hintergrund dort aufgenommen?

Beispiele aus dem Polizeialltag

Peter, 28 Jahre, Polizeioberkommissar in einer deutschen Großstadt:

„Vor kurzen stand ich mit meinem Streifenpartner an einer Wohnungstüre in einem Hochhaus. Unser Auftrag war es den Führerschein des Herrn A. zu beschlagnahmen. Herr A. verweigerte die freiwillige Herausgabe seines Führerscheins, weshalb wir beabsichtigten seine Wohnung nach dem Dokument durchsuchen. Der Herr A. hatte auf unser Befragen hin angegeben, allein in der Wohnung zu sein. Aus Gründen der Eigensicherung ist es für uns wichtig, ob sich weitere Personen oder ggf. auch gefährliche Tiere in einer Wohnung befinden. Während wir im Wohnzimmer nach dem Führerschein suchten, hörten wir Geräusche aus den Nebenraum. Herr A. beteuerte, dass dort niemand sei. Als ich auf die geschlossene Zimmertüre des Nebenraums zuging, sprang Herr A. zwischen die Tür und mich. Er klammerte sich in die Türzarge und versperrte mir den Weg in den Nebenraum. Meinem Kollegen und mir war klar, dass hier etwas nicht stimmt. Irgendetwas will Herr A. vor uns verbergen.

Wir wollten nachsehen und forderten Herrn A. auf, uns in den Raum zu lassen. Herr. A. ließ uns jedoch nicht in den Raum. Die Situation spitzte sich lautstark zu. Mein Kollege und ich waren kurz davor, den Herrn A. mit körperlicher Gewalt zu überwältigen, um in den Nebenraum zu gelangen. So wie der Herr A. den Weg versperrte und schrie, war uns klar, dass dieser vermutlich heftige Gegenwehr / Widerstand leisten würde. Plötzlich öffnete sich die Zimmertür und seine mit Kopftuch und Burka bekleidete Frau kam aus dem Nebenraum heraus.

Herr A. und seine Ehefrau sind Muslime Unser „Besuch“ kam für die beiden überraschend. Die Ehefrau hielt sich in der gemeinsamen Wohnung „unverschleiert“ auf. Auf Grund ihres Glaubens, möchte sie jedoch von keinem fremden Mann „unverschleiert“ gesehen werden. Daher hatte sie sich als wir klingelten schnell im Nebenraum versteckt und dort ihre Burka und ihr Kopftuch angezogen, bevor sie uns gegenübertrat.

Gut, dass die Ehefrau noch gerade rechtzeitig aus dem Raum heraustrat, denn ihr Ehemann hätte auf Grund seiner Glaubenskultur alles versucht, um uns am Betreten des Raumes – also genauer am Anblick seiner „unverschleierten“ Ehefrau – zu hindern. Herr A. entschuldigte sich und erklärte sein durch seinen muslimischen Glauben geprägtes Verhalten. Er gab uns nun auch freiwillig seinen Führerschein, welcher sich ebenfalls im Nebenraum befand.“

Sandra, 27, Polizeiobermeisterin

„Neulich klingelte eine junge Frau bei uns an der Dienststelle. Sie sprach kein Wort Deutsch oder Englisch. Sie redete bzw. schrie ununterbrochen in ihrer Heimatsprache Hindi (Indien). Niemand meiner Kollegen konnte ihr helfen, da wir sie einfach nicht verstehen konnten.  Ich rief telefonisch einen Kollegen einer anderen Dienststelle an. Ich kenne ihn von der gemeinsamen Ausbildungszeit und weiß, dass sein Vater Inder ist. Er telefonierte dann mit der jungen Frau und konnte uns schildern, was passiert war: Der jungen Frau war im Getümmel der Fußgängerzone ihr 3-jähriges Kind verloren gegangen. Wir konnten das Kind bereits kurze Zeit später wohlauf an die junge Frau übergeben.“

David, 32 Jahre, Polizeioberkommissar:

„Ich habe mehrere Kollegen mit Migrationshintergrund in meiner Dienstgruppe. Sie sprechen neben Deutsch auch andere Sprachen. Manchen Kollegen sieht man auch optisch auf den ersten Blick an, dass sie einen Migrationshintergrund haben. Ich fahre gerne mit den Kollegen. Ich erinnere mich an viele Einsätze, in denen dies von Vorteil war. Allein durch die Sprachkenntnisse lassen sich brenzlige Situationen oft entspannen oder gar im Vorfeld vermeiden. Einige haben vor „deutschen Polizisten“ keinen Respekt, vor „ihren eigenen Landsleuten“ jedoch schon – auch wenn diese eine deutsche Polizeiuniform tragen.“

Lukas, 28 Jahre, Polizeiobermeister:

„Mit meinem Kollegen Jan habe ich vor kurzem zwei polnische Straftäter festgenommen. Die beiden polnischen Straftäter unterhielten sich untereinander zwischendurch immer wieder kurz auf polnischer Sprache, obwohl wir sie aufforderten dies zu unterlassen. Plötzlich packte mein Kollege Jan sich einen der beiden Straftäter und brachte ihn zu Boden und fesselte ihn. Ich war völlig perplex, da es für mich in diesem Moment hierfür keinen Grund gab. Mein Kollege Jan hat polnische Wurzeln und versteht die polnische Sprache. Er erklärte mir im Nachhinein, dass die beiden Straftäter sich auf Polnisch abgesprochen hatten, wie sie versuchen wollten, in wenigen Sekunden vor uns zu flüchten.“


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